Heinz Marecek beglückt das Publikum am Grazer Schauspielhaus mit Anekdoten aus dem „Dunstkreis des Theaters“.
Wer wissen möchte, woher Friedrich Torberg seinen Nachnamen hat, was „Onkels“ und „Neger“ im Theater sind, warum der Papst einst Schwierigkeiten mit dem Heiligen Stuhl hatte, und was es mit dem Theaterpuder auf sich hat, der begebe sich demnächst ins Grazer Schauspielhaus zu Heinz Mareceks Gastspiel Das ist ein Theater! Begegnungen auf und hinter der Bühne nach seinem gleichnamigen Buch von 2002. Obwohl der Vorhang geschlossen bleibt, herrscht ausgelassene Stimmung. Heinz Marecek erklimmt den hohen, mit seinem Namen versehenen Regiesessel und knapp zwei Stunden vergehen wie im Flug. Er führt zurück in die Zeit der späten Wiener Kaffeehauskultur, als das Theater in der Josefstadt noch für seinen Kristallluster bekannt war. Marecek verrät, warum er sich als junger Schauspieler ab 1971 dort besonders wohl fühlte (Stichwort „Theaterpuder“), sodass er dem Haus bis 1998 treu blieb und auch als Regisseur tätig war. Zuvor, nach dem Studium am Max-Reinhardt-Seminar, begann er seine Karriere 1966 am Ateliertheater und ging zwei Jahre später an die Volksoper.
„Warum sind Sie Schauspieler geworden?“, sei eine der häufigsten Fragen. Marecek hat darauf zwei Antworten, die sein Gastspiel prägen. Zum einen sei er schon als Kind der „Einstiegsdroge“ Bewunderung verfallen, denn Künstler würden mehr bewundern als andere Menschen. Zum anderen habe er seit jeher eine Sehnsucht nach Geschichten. An diesem Abend ist er selbst der Geschichtenerzähler. Er stillt die Geschichtensehnsucht des Publikums, erntet dafür Bewunderung und jede Menge Applaus, der, wie er beteuert, wichtiger ist als die Gage – ein Blick und alles ist klar.
Heinz Marecek (Foto: Lukas Beck)
Die Größen des Wiener Theaters
Mareceks Geschichten strotzen nur so vor illustren Namen der Wiener Theaterszene. Da geht es beispielsweise um Peter Ustinov, „Großmeister der Geschichten“ und „leidenschaftlicher Esser“ zugleich, den Psychiater Friedrich Hacker, der den wichtigsten Satz aus Hamlet anders übersetzen wollte, und um Ernst Häussermann, der im Restaurant „Linde“ seinen täglichen Stammtisch pflegte, wo Humor, Ironie und Sarkasmus frohe Urständ feierten und sogar Bruno Kreisky mitunter zu Gast war. Auch die Leiden des dortigen Obers Lehner würdigt Marecek, und er interpretiert großartig den legendären Fritz Kortner, den damals „bedeutendsten und gefürchtetsten Regisseur und Schauspieler“.
Besonders erheiternd sind die vielen Geschichten, in denen Schauspieler den Text vergessen hatten. Marecek kennt viele Schauspieler und viele von ihnen neigten zu „Hängern“, was köstliche Anekdoten über Improvisationen und Souffleusen abgibt.
Am Ende weiß man auch, dass es in Mareceks Kindheit vor Marillenknödeln immer Gemüsesuppe gab, was Eric Frey mit einem Gecko gemeinsam hat, wie der berüchtigte Kritiker Hans Weigl sich dereinst zwei Ohrfeige einfing und dass man in der Stunde der Wahrheit stets lügen muss wie gedruckt.
Marecek ist unter anderem bekannt für seine Rollen in der Lindenstraße und in SOKO Kitzbühel. 2016 erschien sein Buch Lauter lachende Lyrik. Im Theater hat er nun lauter lachende Leute vor sich. Er bietet einen lebendigen, überaus lustigen Blick hinter die Kulissen der Theaterbühnen und auf die kleinen Fehler berühmter Schauspieler. Der Schauspieler schätze den Applaus als spontane Anerkennung für sein flüchtiges Werk, meint Marecek zu Beginn, und als er von der Bühne geht, bedauert man diese Flüchtigkeit bereits.
Link zur Veranstaltung: http://www.schauspielhaus-graz.com/play-detail/das-ist-ein-theater