Der Countertenor Philippe Jaroussky zeigte sich in untypisch Schubert’schen Kleid.
Der vierte Liederabend dieser Saison im Musikverein für Steiermark gab Klassisches in unkonventioneller Kombination. Der große Countertenor Philippe Jaroussky, der vor allem durch seine Interpretation barocker Opernarien bekannt ist, sang im Grazer Stefaniensaal eine Hommage an Franz Schubert. Eine thematisch lose Zusammenstellung aus Schuberts Liedschaffen machte der französische Sänger gemeinsam mit dem Pianisten Jérôme Ducros zu einer schlüssigen, kurvenreichen Reise der Emotionen. Einige von Schuberts herzzerreißendsten Melodien kamen dabei zu Ohren, wie „Des Fischers Liebesglück“ und „Du bist die Ruh‘“. Die Wandelbarkeit von Jarousskys Stimme ist dabei nicht groß; in den stürmischeren Stücken verleiht er Ausdruck primär durch Artikulation und Dynamik. In den stillen, melancholischen Seiten Schuberts schienen die vibrierenden Bögen teilweise überromantisiert. Ausgeglichen wurde dies durch das strenge Metrum am Klavier durch Ducros. Der französische Pianist und Komponist färbte sein Spiel mit zurückhaltender Lebendigkeit, das in seinen beiden Soloauftritten eine füllige Präsenz einnahm. Das Impromptu Nr. 3 begann mit einer wunderbar fließenden Einleitung direkt aus dem Lied heraus und brachte in seinem Fluß der Emotionen muntere, traurige, kräftige und sanfte Farben mit sich. Schubert, ja dieser Schubert trägt all das in sich.
Besonders lagen dem Counter die Lieder von einem stimmungsvollen Hymnus, wie die Litanei auf das Fest aller Seelen. Wirklich alle Seelen schienen seiner Stimme hier zu lauschen, so unendlich zärtlich gestaltete Jaroussky die schlichte Melodie. Auch in der Zugabe ließ er den gleichen Ton anklingen. Das in fast allen Fällen abgesungene Ave Maria Schuberts gewann durch die Interpretation und den Klang des Countertenors eine tönende Unschuld, deren Bann man sich nicht verwehren konnte.
Weitere Informationen zum Konzert unter:
https://www.musikverein-graz.at/konzert/4-liederabend-5/