Am 23. und 24.02.2015 gestaltete das Grazer Philharmonische Orchester unter der Leitung von Peter Schneider und mit der Solo-Pianistin Varvara Nepomnyashchaya den Abend. Wie bereits das Gründerkonzert des Grazer Philharmonischen Orchesters 1950 fand auch dieses Konzert im Stephaniensaal statt.
Zu Beginn: die Carnival Overture, op.92 (1891) von Antonin Dvoràk. Diese beschwingten Melodien sind eine wunderbare Einstimmung und steigern die Vorfreude auf diesen Abend. Jedoch, bereits nach den ersten Takten des Klavierkonzertes Nr. 2 (1968/9) von Frank Martin weicht die Freude und Skepsis beginnt sich in mir zu regen.
Die Solistin am Piano, Varvara, überzeugt bereits zu Beginn mit ihrem Auftreten. Dies scheint eine Frau zu sein, die genau weiß, was sie kann und sich auch darüber bewusst ist, dass sie talentiert ist. Doch nicht nur mit ihrem Auftreten sondern auch mit ihrer Performance überzeugt sie mich.
Die Komposition von Frank Martin jedoch, ….naja….
Sie klingt für mich so, als ob Frank Martin gerade erst geschrieben hätte, was ihm in den Sinn kam, ohne bestimmtem Aufbau oder Ziel. Es offenbart sich beim erstmaligen Hören keine durchgehende Melodie oder Phrase, obwohl ich bei genauerem Hinhören einige Passagen als interessant, imposant oder aufregend empfunden habe. Es ist kein Stück, das im Ohr bleibt oder bei dem man sich danach an eine bestimmte Melodie erinnert. Erhalten bleibt die Erinnerung, wie sonderbar und experimentell dieses Stück doch war. In dieser Hinsicht scheint es auch nicht verwunderlich, dass dieses reiche Werk unmöglich in Stilkategorien oder Epochenphasen zu gliedern ist. Ob es den Geschmack des Publikums (vorwiegend ältere Generationen) trifft, wage ich zu bezweifeln, ist es doch notwendig, dafür sehr aufgeschlossen für experimentellere Musik zu sein. Resümee: Ich bin mir nicht sicher, was ich von diesem Stück halten soll. Zur Entspannung wurde vor der Pause das Publikum mit einer angemesseneren melodischen Zugabe der Pianisten entschädigt.
Die zweite Hälfte des Konzertes gehörte dem Grazer Philharmonischen Orchester und den klassischen Klängen der Symphonie Nr.8 in C-Dur, Die Große von Franz Schubert. In den gewohnten Melodien konnte man entspannter in den Sessel sinken und „durchschnaufen“, jedoch folgte dieser Empfindung ein müdes Gähnen. Die Symphonie wurde ordentlich gespielt und vorgetragen, dem Orchester fehlte jedoch der Esprit und Charme. Ich vermisste das Gefühl, das Mitfühlen mit der Musik sowie die Beziehung zwischen dem Orchester und dem Publikum. Nach kurzem Applaus standen die Zuschauer auf und gingen nach Hause. Es schien nicht so, als ob das Publikum das Bedürfnis gehabt hätte, sitzen zu bleiben, um der Musik und den Gefühlen nach zu lauschen. Am Ende war Die Große dann doch eher Klein.