
In gleich zwei Ausstellungen widmet sich die Neue Galerie jenen KünstlerInnen die bislang weniger beachtet wurden. Stehen in der Neuen Galerie steirische KünstlerInnen im Zentrum, kann man im Bruseum das Leben und Werk von Dominik Steiger betrachten.
Geniale SchöpferInnen
Brus, Nitsch, Mühl – Namen die in Österreich sofort mit Kunst in Verbindung gebracht werden. Die Vornamen deuten aber darauf hin – alle sind Männer. Tax-Hochhauser, Roth, Maly – Namen die in weniger Munde und auch in weniger Galerien zu finden waren. Die Vornamen allesamt weiblich. Die Neue Galerie lädt ein, jene KünstlerInnen zu bestaunen, die bisher nur wenig Aufmerksamkeit bekamen und sich mit ihren künstlerischen aber auch persönlichen Entwicklungen zu befassen. Neben den Werken immer mit präsent sind daher auch die Biografien der KünstlerInnen, die durchaus Einblick geben in die schwierigen Bedingungen sich in einer von Männern bestimmten Domäne, der Kunst, einen Namen zu verschaffen. Ins Zentrum rücken somit nicht nur die Werke der Frauen, sondern auch die historische Gender Ungleichhei, die für Frauen lange wenig Platz in der Kunst vorsah. Beginnend mit dem Geburtsjahr 1850, verfolgt man 100 Jahre lang die Entwicklung und Position von Künstlerinnen im steirischen Kunstraum und wird angeregt zu reflektieren, warum die Namen weiblicher Künstlerinnen im kulturellen Gedächtnis weniger erinnert werden als die ihre männlichen Zeitgenossen. So stellt sich mit jedem Werk das bestaunt wird nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern vor allem auch eine Frage der Geschlechterrollen und ihrer Bedeutung für das Leben von Frauen.
Künstlergenies hinterfragt

Auch Dominik Steiger zählt zu einen der weniger Gesehenen, fast untergehend unter den großen Namen wie Brus oder Nitsch. Die Ausstellung im Bruseum widmet sich seiner Entwicklung als Künstler, der sowohl in Bild, Skulptur als auch in der Performance Kunst ein sehr schaffensreiches Leben verfolgte. Sprache als wichtigster Ausgangspunkt seines Schaffensprozesses tritt in den Vordergrund vieler seiner Werke, wie zum Beispiel an der Werkreihe “Letterfälle” sichtbar wird, die davon lebt, dass unterschiedliche Lesearten auch unterschiedliche Interpretationen der Werke ergeben. Die Vielfältigkeit von Deutungen lässt sich auch in seinen “Kulturcollagen” erfassen, Werke, in denen er Postkarten nicht nur als nostalgische Erinnerungen sondern als fast schon archäologische Kommunikationsmittel behandelt. Besonders seine letzte Werkgruppe, die Art Complete zuzuschreiben ist, zeigt sein vielfältiges und facettenreiches Schaffen und seinen Willen zur ständigen Weiterentwicklung in der Kunst. Umgestaltete Auktionskataloge und mit Farbe bemalte Paketgriffe, Experimente mit geltenden Konventionen, stellen gekonnt Rollenbilder und das Klischee des Künstlergenies in Frage.